Kurz vor Alsleben. Ich bin schon über 30 km gepaddelt, denn ich muss nicht mehr an Wehren ständig umtragen, weil es seit Naumburg Schleusen gibt. Da kann ich immer im Boot sitzen bleiben und warten bis sich die Schleusenkammer geleert hat und ich wieder weiter flussabwärts paddeln darf. Sämtliche Schleusen werden nun zentral von Bernburg aus betrieben.
Es herrscht allerdings Windstärke sechs. Das bedeutet, es bilden sich starke Wellen auf der Mitte des Flusses, gegen die ich ankämpfen muss. Deshalb paddle ich auf der windgeschützten Seite des Flusses, denn dort sind die Wellen am niedrigsten. Dies ist allerdings stark in Ufernähe.
„Geh vom Ufer weg, fahr ein Stück raus!“ herrscht mich ein Mann an, der aber gar keine Angelausrüstung hat. Ich verstehe das nicht, der Fluss gehört doch nicht ihm alleine. Aber vielleicht möchte er seine Ausrüstung erst aufbauen, will sie gerade aus der Garage holen und meint, dann sei ich immer noch da?
Macht nichts, ich paddle in die Mitte des Flusses. Ich habe ja mittlerweile schon viel über die Angler mitbekommen. Ich weiß, ich muss immer darauf achten, ob ich irgendjemand versteckt am Ufer sitzen sehe. Das könnte ja ein Angler sein. Vielleicht sehe ich aber auch ein dunkles Zelt, in denen die Angler übernachten oder eine Angelrute oder eine Angelrolle, die aufgebaut sind, und der Angler meilenweit davon entfernt sitzt? Ich achte darauf, ob die Angelschnur 20 m oder mehr in den Fluss hinein ragt. Ich weiß, ich darf da niemals drüber fahren.
Der Wind bläst mir richtig ins Gesicht. Die Wellen schlagen hoch. Deshalb komme ich dem Ufer wieder bedenklich nah.
Angler sehe ich keine, aber halt, da ist doch versteckt hinter den Büschen ein dunkles Zelt zu sehen. Davor erhebt sich ein Mann, der signalisiert, dass ich hier schnell weg soll. Das mache ich und begebe mich wieder in die Mitte des tobenden Flusses.
Doch die Strömung ist zu gewaltig, gegen die ich ankämpfen muss. Ich komme wieder nah ans Ufer. Da schreit der nächste. „Halt du hast meinen Angelhaken samt Schnur mitgenommen.“ Ich wende mein Boot und gebe ihm die Sachen zurück. Entschuldige mich bei ihm und fahre bis Alsleben immer in der Mitte des Flusses. Sicher ist sicher.
Diese starke Strömung schaffe ich jetzt auch noch!