
Heiner Keller hat sein Geschenk Sandra übergeben, die es zu mir nach Hiddensee brachte.
Ich packte das Päckchen aus und darin befand sich ein Buch mit dem Titel „Wassergeschichten“. Dieses wird mich immer an meine große Wassertour erinnern. Es ist ein Lesebuch für Land- und Wasserratten gleichermaßen mit 80 Geschichten von Adorno bis Walt Whitman, die vom geheimnisvollen Element des Wassers erzählen.
Vielen Dank Heiner für dieses originelle Geschenk!
Neben dem Buch lag eine Karte. Darauf stand folgendes:
Lieber Volker,
atme frei und kräftig durch nach deiner großen, erlebnisreichen und auch anstrengenden Kajaktour.
Lass dir die frische Seeluft um die Nase wehen, genieße das Baden in der hoffentlich erfrischenden Ostsee und gönne dir zusammen mit deiner lieben Sandra Muße und Erholung und auch manch leckeren Gaumenfreuden.
Bis bald mal wieder in heimatlichen Gefilden
herzliche Grüße
Heiner
Eine Geschichte von Mark Twain ist mir gleich aufgefallen. Denn sie zeigt deutliche Parallelen zu meinen ersten Versuchen, das Wellenreiten zu beherrschen.
Mark Twain
WELLENREITEN AUF HAWAII
An einer Stelle stießen wir auf einen großen Trupp von nackten Eingeborenen beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen, die sich mit dem Nationalsport des Wellenreitens vergnügten. Der Eingeborene paddelt dabei drei- bis vierhundert Yard hinaus aufs Meer (unter Mitnahme eines kurzen Brettes), wendet dann zum Ufer zu und wartet, dass eine besonders riesige Woge kommt, schwingt sein Brett im richtigen Augenblick auf ihre Schaumkrone und sich selbst auf das Brett und zischt dann wie eine Granate vorbei.
Ein Blitzexpress schien nicht rasender dahin schießen zu können. In der Folge habe ich selber einmal versucht, eine Welle zu reiten, aber gelungen ist es mir nicht. Ich setzte das Brett richtig an und auch im richtigen Moment, verpasste aber selber den Anschluss. In einer dreiviertel Sekunde schlug das Brett an Land, doch ohne jede Fracht, und in ungefähr derselben Zeit schlug ich auf Grund, aber mit ein paar Fässern Wasser in mir drin. Die Kunst des Wellenreitens wird niemals jemand so richtig beherrschen wie die Eingeborenen.
Volker Steinmaier
Wellenreiten auf La Reunion (Indischer Ozean, November 1990)
Wir sind am Strand an der südwestlichen Seite von La Reunion. Die Wellen sind mehrere Meter hoch. Noch vor kurzem haben hier die Weltmeisterschaften im Wellenreiten stattgefunden. Ich paddle 300 m hinaus aufs Meer und nehme ein kurzes Brett mit, wende mich dann zum Ufer zu und warte, dass eine besonders riesige Welle kommt, schwinge mein Brett im richtigen Augenblick auf ihre Schaumkrone und versuche eine Welle zu reiten.
Aber gelungen ist mir das nicht.
Schon nach zwei Sekunden habe ich mein Brett verloren. Es schlug richtig an Land, aber ohne jede Fracht, ohne mich. Innerhalb von ca. 2 Sekunden fand ich mich vollkommen unter Wasser, 10 m tief. Zum Glück kann ich gut schwimmen und tauchen. Deshalb war es für mich kein Problem, wieder unbeschadet an die Wasseroberfläche zu kommen.
Die Kunst des Wellenreitens werde ich wohl, wie Mark Twain, niemals richtig beherrschen. Ich hatte das bisher auch nicht wieder versucht.